· 

von Grenzen, Würde & Selbstbewusstsein

Ups, fast wäre die Dame hinter mir in der Kassaschlange auf meinen Schuhabsatz getreten. Ich mache einen Schritt nach vor – sie folgt in derselben Bewegung. Als wären wir eins. Nicht zwei verschiedene Menschen. Was macht es Menschen manchmal schwer eine Grenze zu erkennen und den Raum zwischen zwei Aspekten zu wahren? Dieses Thema geht mir durch den Kopf: Grenzen wahrnehmen und Grenzen wahren

 

Wie geht es dir damit? Was assoziierst du mit Grenzen?Lange Zeit habe ich Grenzen wahrgenommen als etwas um sich zu schützen, ein Territorium abzugrenzen, als etwas, das es zu verteidigen gilt. Grenzen definieren Besitzverhältnisse, trennen Erlaubtes von Verbotenem, markieren (scheinbares?) Ende von Machbarkeiten, ... Die Grenze als Trennung. Das war wie gesagt lange mein vorrangiges Bild, das ich zu Grenze im Kopf hatte.

 

Grenze ist nichts Sichtbares. Grenze an sich ist ein gedankliches Konstrukt. Ein neutraler Ausdruck, dem wir Bedeutung geben.

 

Grenze erkenne ich im Wahrnehmen und Spüren, dass etwas aufhört und etwas anderes beginnt. Am Beispiel vom „Ich“ Mensch: ich erkenne Grenze, indem ich wahrnehme, dass „Ich“  aufhöre und ein „Du“ beginnt. Ein „Du“ mit einer anderen Energie als „Ich“.

 

Das Aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Energien ist die Grenze. Aufeinandertreffen ist Begegnung, ist ein Berühren. Grenze ist etwas, wo ich anderen begegne, wir uns berühren und Verbindung möglich wird. Etwas, das wir gemeinsam haben, das uns verbindet. Die Berührung ist dann wohltuend, wenn die sich begegnenden Energien in sich stabil und gleichwertig sind.

 

Hast du manchmal das Gefühl, bei Begegnungen „über-“ (-fahren, -gangen, -rollt) zu werden? Hast du manchmal das Gefühl, dass dein Gegenüber deine Grenze nicht wahrt? Ich lade dich ein, dich dir selbst mitfühlend zuzuwenden und in dein Inneres zu schauen und zu lauschen! Wie begegnest du dir selbst?

 

 

Indem ich mir selbst gegenüber bei inneren Begegnungen Grenzen überschreite, ermögliche ich es anderen, in äußeren Begegnungen meine Grenzen zu überschreiten.

 

In dir gibt es viele Möglichkeiten der Begegnung und Berührung ... in diesem Sinne Grenzen: dein Bewusstsein begegnet dem, was dir (noch) unbewusst ist, dein Verstand begegnet deinem Körper, deiner Seele und umgekehrt, in der Vergangenheit Erfahrenes begegnet der gegenwärtigen Präsenz, deine übernommenen und prägenden Überzeugungen begegnen deinem Wesenskern –  deinem Naturell – dem, was für dich stimmig ist u.v.m.

 

Wie merkst du, ob du innere Grenzen wahrst?

Leichter zu merken sind Situationen, in denen du sie nicht wahrst, dh. sie dir nicht bewusst sind:

du sagst deine Meinung nicht;

du traust dir etwas nicht zu;

du wertest dein Aussehen oder dein Tun gering;

du verlangst ein Zuviel von dir;

du gönnst dir wenig bis keine Erholung;

du lobst dich nicht bzw. feierst dich nicht;

... wenn du dich auf einen Weise dir selbst gegenüber verhältst, die dich in deinem Sein einschränkt.

 

Wir Menschen übernehmen im Heranwachsen viele Überzeugungen, Werte, Wahrheiten von dem „Du“, das uns umgibt. Viele helfen uns und fördern unser Heranwachsen. Andere wiederum schränken uns in unserem Ich-sein ein. Passiert das nicht einmalig sondern häufig, übernehme ich die Überzeugungen, Werte und Wahrheiten, lasse dadurch das „du“ immer mehr in mich ein und gebe meinem eigenen Ich-sein weniger und weniger Raum.

 

An der Grenze – in dem Berührungsraum – zwischen dem „Ich“ und dem „Du“ lebt eine wichtige innere Instanz. Sie nimmt wahr, was für mich stimmig oder nicht stimmig ist, wie ich behandelt werden möchte und demnach andere behandle. Sie wahrt diesen Raum und macht bewusst, was sich hier berührt und begegnet. Es ist ein sehr feinsinniges Gespür. Es ist deine Würde.

 

 

Sie wirkt in Verbindung mit einem anderen inneren Anteil – deinem Selbstbewusstsein. Die Würde lotet aus, was stimmig ist und was nicht. Das Selbstbewusstsein kommuniziert mit der Würde und macht das bewusst, was die Würde auslotet. Das Selbstbewusstsein drückt mein Wesen – das, was für mich stimmig ist – nach Außen, dem „Du“ gegenüber aus. Kurz: die Würde lotet aus, das Selbstbewusstsein meldet.

 

Wenn zuviel „Du“ das „Ich“ innerlich überlagert hat, kann es dazu führen, dass ich nicht mehr wahrnehme, was für mich stimmig ist. Weil alles von den Überzeugungen, Werten und Wahrheiten des „Du“ überlagert ist. Auch die Würde wird einseitig im Ausloten, was sich in diesem Raum begegnet und „übernimmt“ die Überzeugungen, Werte und Wahrheiten des „Du“ als stimmig. Mehr noch, da sie wenig bis nichts aus dem eigenen Wesenskern wahrnimmt und das vom „Du“ wahrgenommene als stimmig wertet, mutiert sie zu einer kritisierenden, bewertenden, antreibenden Stimme. Und damit wird nicht mehr ans Bewusstsein kommuniziert, was für dich in deinem Naturell bzw. Wesen stimmig ist, sondern was für das „Du“ stimmig ist.

 

Falls du dir manchmal gedacht hast: „Ich hab halt kein Selbstbewusstsein“ so stimmt das nicht. Die Würde ist überlagert und die Kommunikation zwischen dem, was für dich stimmig ist und deinem Selbstbewusstsein ist unterbrochen und das Selbstbewusstsein weiß nun nicht, was es nach außen ausdrücken soll.

 

Dir ist in diesem Moment nicht mehr bewusst, dass sich zwei gleichwertige Energien –  eine „Ich“-Energie und eine „Du“-Energie – begegnen. Dein Verstand will dir eventuell noch erklären, dass du das sehr wohl weißt – nur, du spürst es nicht. Und was du nicht spürst, kannst du nicht leben.

 

Damit kommen wir zurück zur Supermarktkassa: wenn zuviel „Du“ in mir das „Ich“ überlagert hat, spüre ich mich selbst nicht mehr. Es ist alles eins und ich nehme keine Begegnung wahr. Ich nehme den Raum der Begegnung nicht wahr und wahre diesen Raum nicht als Raum, indem sich die Würde von zwei Menschen begegnet. Ich merke nicht, dass sich hier durch die Begegnung und das Berühren zweier unterschiedlicher Energien ein wunderbarer Raum, in dem viel Zauberhaftes entstehen kann, eröffnet!

 

Und wenn mich das Supermarktkassaerlebnis auch irritiert hat, finde ich es gleichzeitig auch wieder schön: so vieles, das mir im Außen begegnet (meist das, was mich stört J) eröffnet mir die Möglichkeit, mich selbst besser kennenzulernen!

 

Was du jetzt machen kannst

  • Erforsche die Grenze in dir, an der sich deine Energie – die Energie deines Wesens – mit den übernommenen Überzeugungen, Wahrheiten und Werten des „Du“ berührt
  • Lass sich einen Raum öffnen, an dem etwas Zauberhaftes entstehen kann: die Wahrnehmung deiner Würde – des feinsinnigen Gespürs, was für dich stimmig ist
  • Indem du bewusst in dich schaust, fühlst & lauschst erweckst und stärkst du die Verbindung von Würde und Selbstbewusstsein und ihre Kommunikationskraft

 

Was dadurch für dich möglich wird

  • Du lernst das „Du“ in dir kennen – welche Überzeugungen, Werte, Wahrheiten hast du übernommen, die gar nicht deine sind?
  • Du lernst das „Ich“, dein Naturell, kennen und spürst immer deutlicher, was für dich stimmig ist.
  • Du lässt deine Wesensenergie wirken, bist in deinem Naturell präsent.
  • Du spürst bewusst, was „Ich“ und „Du“ sind und kannst ihre Begegnungen und Berührungen wahrnehmen.
  • Du bemühst dich nicht weiter, deine Grenzen zu verteidigen sondern freust dich auf Begegnungen.
  • Du fühlst eine innere Stimmigkeit, einen Einklang, ein Eins sein in dir.

 

Wenn du merkst, dass dir eine Begleitung in diesem Kennenlernen gut tut, melde dich per E-Mail bei mir – ich bin gerne an deiner Seite! 

 

Von Herzen,


Kommentar schreiben

Kommentare: 0